Achtung

Achtung: Der letzte Blogbericht
Die weltoffenen Wüstenpfadfinder freuen sich wirklich sehr über ihre Begleiter aus Hamburg. Man verwöhnt sich gegenseitig mit Schmankerln und Gimmicks wie Keksen und Kabelbindern.
Die Landesgrenzen in Tajikistan sind recht zeitaufwendig. Beschleunigt werden kann der Wartevorgang mit Hilfe von Bakshish, aber dafür geben wir keine Spendengelder aus. Lieber demonstrieren wir unsere Geduld, indem wir gemütlich eine Wassermelone auspacken und mit den anderen wartenden Teams teilen. Es kann dann schon einmal vorkommen, dass die Polizei sich nicht darüber amüsiert und uns den Genuss von Obst verwehrt. Um für Ungemütlichkeit zu sorgen, wird uns dann der Abfall entsorgt und klar gemacht, dass wir doch weiter fahren mögen. Zwischenziel erreicht: die Bahn ist wieder frei.
In Khurog angekommen füllen wir unsere Wasserflaschen und speisen in einem recht schlichten Lokal. Um zur Toilette zu gelangen, muss man mehrere private Terassen passieren. Die letzte Station auf dem Weg zum Lokus ist eine Bäckerei. Aus Neugierde wirft einer von uns einen Blick in die Backstube, macht zwei Fotos und wird mit einem warmen Fladenbrot auf´s Haus belohnt.
Noch bevor wir unser eigentliches Essen bekommen, wurde der heiße Fladen verzehrt. Das schreit nach mehr und so kaufen wir groß bei dem Bäcker ein. Die Geschäftsführerin von Bäckerei und Restaurant erzählt uns, dass der Basar, den wir besuchen möchten, leider nur am Samstag geöffnet hat. Das ist sehr schade, weil es ein Grenzbasar mit Produkten aus Afghanistan gewesen wäre, erspart uns aber auch insgesamt 200km Umweg.
So bewegen wir uns weiter am Fluss Pandsch entlang der afghanischen Grenze, bis wir unseren Schlafplatz mit Sandstrand entdecken. Mitten in der Nacht leisten uns Grenzsoldaten, bis auf das Zahnfleisch bewaffnet, Gesellschaft. Das Grenzgebiet ist für den Schmuggel von Drogen und Waffen bekannt. Nachdem wir unsere Situation schildern, merken die Soldaten, dass von uns keine Gefahr ausgeht und wünschen uns einen schönen Aufenthalt in Tajikistan.
Es ist nichts außer dem wunderbarer Sternenhimmel zu sehen, bis plötzlich ein mysteriöser, auffrisierter Opel Astra auftaucht und in unserer Nähe parkt. Manche lassen sich dadurch verunsichern und versuchen herauszufinden, was der Grund für den unerwarteten Besuch an unserem tollen Zeltplatz sein könnte. Sie gehen zu dem Auto hin und bieten ihre Hilfe im Falle einer Panne an. Die Hilfsbereitschaft kommt nicht gut an. Mit einem mulmigen Gefühl kehren die Jungs zurück. Es dauert noch eine gute halbe Stunde bevor das Fahrzeug die Parkbucht wieder verlässt.
Wir schlafen uns aus. Um den Kreislauf morgens in Schwung zu bringen, lassen es sich ein paar von uns nicht nehmen im Pandsch baden zu gehen.
Die Straßenverhältnisse bleiben abenteuerlich und verzeihen keine Fehler.
Die erste Reifenpanne lässt nicht lange auf sich warten.
Kurz darauf folgt dann die zweite Reifenpanne, die durch einen ausgerissenen Dämpfer zustande kommt. Die Nasen, die dafür zuständig sind den Dämpfer gegen Verdrehen zu sichern, sind abgerissen. Dadurch hat sich der Dämpfer so verdreht, dass sich die Aufnahme für den Stabilisator in den Reifen bohrt und diesen einmal komplett auffschlitzt.
Damit uns das nicht noch einmal passiert, bringen wir den Dämpfer wieder in Position und fixieren ihn vorerst mit Kleber und einer hohen Klemmkraft, bevor er anschließend in einer Werkstatt durch Schweißpunkte endgültig fixiert wird.
Kaum sind wir ein paar weitere Kilometer vorangekommen ist die Lichtmaschine eines unserer Fahrzeuge defekt. Zum Glück haben wir einen Ersatz dabei und die Reparatur hält uns nur für eine halbe Stunde auf.
In der Dunkelheit treffen wir in Kalaikhum ein und essen einheimische Spezialitäten, die nicht jedem besonders gut schmecken.
Von hier aus gibt es zwei Möglichkeiten Duschanbe zu erreichen. Wenn man nach links abbiegt, fährt man zwar 100km mehr, hat aber größtenteils asphaltierte Straßen und spart sich dadurch Zeit. Wenn man rechts abbiegt, fährt man die M41 bis nach Duschanbe durch und spart sich etwa 100km. Die M41 ist der sogenannte Pamir Highway. Den Spaß lassen wir uns natürlich nicht entgehen und biegen rechts ab.
Nachdem es schon dunkel ist, fahren wir nur noch wenige Kilometer bis wir einen Platz finden, der uns zum Schlafen geeignet erscheint. Wir stehen früh auf, fahren den Highway weiter. Schon nach wenigen Metern fällt uns ein Schild auf, welches darauf hinweist, dass sich hier ein Minenfeld befindet. ‚Vielleicht war der Schlafplatz doch nicht so optimal‘, hört man es dann aus dem Funkgerät schallen.
Zum Glück ist aber nichts passiert. An einer landesinneren Grenze im Pamir wird uns von den Soldaten grünes „Zeug“ angeboten. Anfangs sind wir etwas skeptisch, aber als wir sehen, dass die Soldaten es selber konsumieren, trauen sich ein paar von uns auch. Später stellt sich heraus, dass es sich dabei um afghanischen Kautabak (Nasra) handelt. Schon kleinere Mengen haben eine große Wirkung und setzen halb Hamburgistan mehr oder weniger außer Gefecht.
So nutzen wir die Unterbrechung wegen einer defekten Zündspule sinnvoll und essen und trinken eine Kleinigkeit, um den Kreislauf wieder zu stabilisieren.
Die Reifen werden bei hohen Temperaturen und spitzen Steinen so stark beansprucht, dass Reifenschaden drei und vier innerhalb von 24h folgen. Mittlerweile sind alle Ersatzreifen im Einsatz.
Auf allen Vieren kommen wir dann aber endlich in Duschanbe an und freuen uns, dass sich ein Runflatreifen auch noch unter Beweis stellen darf.
Nach so vielen Kilometern mit schlechtem Sprit leuchtet nun auch die Motorkontrollleuchte bei einem Fahrzeug. Wahrscheinlich ist die Lambdasonde nicht mit den Abgasen einverstanden, die durch den nicht optimalen Sprit entstehen.
Am Abend treffen wir dann aber doch im Ziel ein und werden mit einem Riesenbuffet und kühlen Getränken belohnt. Die Rallyeteams feiern sich gegenseitig und tauschen spannende und lustige Geschichten aus.
Nach der Feier richten wir in der Früh unsere Fahrzeuge für den Verkauf her und bereiten alle Unterlagen für das Ämterhopping vor.
Auf dem Weg zu dem Platz, an dem alle Fahrzeuge verkauft werden, liefern wir noch unsere Sachspenden bei der Caritas ab. Auch unsere Werkzeuge und übrigen Konserven finden hier noch Verwendung.
Wir treffen am Marktplatz ein. Die meisten Autos werden recht schnell verkauft. Wenn wir richtig informiert sind, hat sich der Notar selber auch gleich einen unserer BMWs unter den Nagel gerissen.
Während die Fahrzeughalter den Papierkram beim Notar erledigen, machen die anderen die Stadt unsicher und besuchen ein Teehaus.
Es werden auch ein paar Souvenirs für die Daheimgebliebenen gekauft.
Alle Rallyeteams treffen sich dann am Abend im Public Pub auf ein, zwei Bier.
Während manche Teams im Anschluss abreisen müssen, bekommen der Stefan von den Organisatoren, Lukas vom Schweizer Team und die Wüstenpfadfinder den Rachen nicht voll und ziehen weiter ins Istiqlol und dampfen ein bisschen mit der Wasserpfeife.
Auf der lustigen Taxiheimfahrt mit lauter Musik und wenig Beinfreiheit besorgen wir uns noch frisch gebackenes Brot als Mitternachtssnack.
An unserem letzten Tag lassen wir unsere Seelen baumeln und besuchen den Swimmingpool oder kurieren die nächste Magendarmverstimmung aus.
Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt und gehen noch einmal groß Essen. Um der nächsten Magenverstimmung zu entgehen versuchen wir es mal mit tajikischem Schnaps. Der Erfolg bleibt leider aus. Manche von uns vertragen hier irgendetwas leider nicht und haben mit ihrer Verdauung sogar noch während des Fluges zu kämpfen.
Um gebührend in Richards Geburtstag reinzufeiern; gehen wir in die Opera.
Am Flughafen lassen wir es uns nicht nehmen gesondert behandelt zu werden. Schließlich sind wir ja Rallyefahrer und haben ein Geburtstagskind an Bord. Für uns wird ein extra Schalter geöffnet und wir müssen nicht lange in der Schlange warten.
Das verkürzt die Wartezeit und ermöglicht uns ein kleines Nickerchen, bevor wir ins Flugzeug steigen.
In Moskau angekommen geben wir unsere letzten Rubel im Duty Free aus. Zum Frühstück gibt es was vom Burgerking. Im Flieger sammeln wir dann wieder Kräfte für den krönenden Abschluss. Heute geht´s nämlich direkt nach der Wahlurne ran an die Maßen auf der Wiesn. Mal schauen wie lange wir brauchen, um uns wieder mit der StVo anzufreunden. Die letzten Wochen haben Schlaglöcher und Spurrillen den Verkehr geregelt und man konnte immer so schnell wie möglich fa ohne die vorgegebene Geschwindigkeit zu überschreiten.